Die griechische Insel Kreta ist sehr reich an Geschichte und Kultur und das Land profitiert bis heute von seiner interessanten Vergangenheit. Zahlreiche verschiedene Nationen hinterließen ihre Spuren an dem heutigen Aussehen der Insel und dank der archäologischen Forschungen kann man sogar die Reste der berühmten Minoischen Zivilisation, die hier bereits im dritten Jahrtausend v. Chr. Lebte, erkunden. Die Insel Kreta wird oft auch in der griechischen Mythologie erwähnt.
Die ersten Leute erschienen auf Kreta ungefähr vor 130 000 Jahren, in der Altsteinzeit (Paläolithikum), wobei die Überreste der ersten Siedlungen werden in die Jungsteinzeit im 6. Jahrtausend v. Chr. (Neolithikum) zurückdatiert. In dieser Zeit züchteten bereits die Leute Viecher, Schafe, Ziegen, Schweine oder Hunde und pflanzten Getreide und Hülsenfrüchte an. Die hauptneolithische Siedlung entwickelte sich später zu der Stadt Knossos.
Ein bedeutender Zeitabschnitt kommt etwa um 2700 v. Chr., als sich die sog. Minoische Zivilisation, die als die erste fortgeschrittene Zivilisation Europas betrachtet wird, auf Kreta siedelte. Die Minoer hinterließen uns große Gebäudekomplexe, verschiedene Werkzeuge, schöne Kunststücke, neue Schrift (Linearschrift A) und ein weites Handelssystem. Ihre Ära ist typisch für das Bauen von großen Königspalasten wie Knossos, Phaistos, Malia oder Kato Zakros, wobei die sog. Linearschrift A noch nicht ganz entschlüsselt werden könnte.
Die frühe kretische Geschichte hat viele Legenden und Mythen. Eine davon erzählt von einem Labyrinth unter dem Palast von Knossos, in dem der König Minos den mysteriösen Minotauros, eine Gestalt mit dem Körper eines Menschen und Stierkopf, einsperren ließ. Jedes Jahr musste dem Minotauros eine Gruppe von Mädchen und Burschen geopfert werden, bis das Monster vom Theseus, dem Sohn des Königs von Athen, getötet wurde. Das Labyrinth wurde von dem berühmten Künstler und Erfinder Dädalus gebaut, der mit Hilfe von zwei Paaren Flügel aus Wachs und Federn mit seinem Sohn Ikarus von Kreta flüchtete.
Auch Zeus, der Herrscher der olympischen Götter, ist sehr populär auf Kreta, weil er hier nach der griechischen Mythologie geboren wurde. Deshalb kann man hier zwei „Zeus-Höhlen“ (Dikteon Andron und Ideon Andron) und die Insel Dia finden.
Der Untergang der minoischen Kultur wird oft in den Zusammenhang und als Konsequenz der massiven Vulkaneruption auf der nahen Insel Santorini ca. um 1425 v. Chr. betrachtet. Nachdem die minoische Kultur verschwand, wurde sie von der sog. Mykenischen Kultur ersetzt, die mit den Achaiern vom griechischen Festland nach Kreta gebracht wurde. Die Mykener setzten fort die minoischen Seehandelsbeziehungen lebendig zu halten. Sie bauten kleinere, aber dafür gut befestigte Paläste und hinterließen uns zahlreiche Dokumente, geschrieben mit der sog. Linearschrift B, welche zu den bereits dekodierten Schriften gehört.
Nach der Bronzezeit kamen mehr Griechen von dem Festland, was zum Gründen von antiken Stadtstaaten während der Archaischen Periode führte. Eine interessante historische Sehenswürdigkeit von dieser Zeit, die bis heute erhalten blieb, ist das „Stadtrecht von Gortys“. Ab 4. Jahrhundert v. Chr. wurden die Konflikte zwischen den Stadtstaaten immer häufiger und die Führungsrolle von Knossos begann bedroht zu werden von solchen Städten wie Gortys, Kydonia (Chania), Lyttos oder Polyrinia.
Danach startete eine sehr lange Besatzungszeit für Kreta, während der die Insel von mehreren Mächten beherrscht. Zuerst waren es die Römer (seit 67 v. Chr.), später das Byzantinische Reich (von 4. Jahrhundert bis 1204), Araber (im Zeitraum von 824-960), Venezianer (von 1204-1669) und schließlich dann das Osmanische Reich (von 1669 bis Ende des 19. Jahrhunderts).
Im Jahr 67 v. Chr. wurde die Insel eine römische Provinz (zusammen mit der Provinz Kyrenaika) und zur Hauptstadt wurde die Stadt Gortys erklärt. Die archäologischen Forschungen weisen darauf hin, dass obwohl Kreta nicht mehr im Zentrum des Geschehens stand, sie prosperierte weiter und pflegte weiter Kontakte mit anderen Teilen des Reiches. Am Ende des 3. Jahrhunderts, wenn sich das Römische Reich in westliche und östliche Hälfte teilte, trennten sich auch die Provinzen Kreta und Kyrenaika, wobei Kyrenaika geriet unter die Verwaltung vom Weströmischen Reich und Kreta blieb in der Sphäre des Oströmischen Reiches, auch bekannt als das Byzantinische Reich.
Während der sog. „Ersten Byzantinischen Periode“ (vom 4. Jahrhundert bis 824), durchmachte Kreta Angriffe der Vandalen sowie auch Raubzüge anderer fremden Nationen (zuerst der Slawen und später der Araber) und einige starke Erdbeben. Trotzdem blieb die Insel eine ziemlich gut funktionierende Region und viele historische Sehenswürdigkeiten, vor allem Kirchen, stammen aus dieser Ära.
Im Jahr 824 geriet Kreta unter die Herrschaft von den Arabern, die hier das Kretische Emirat ausriefen und als Hauptstadt die Stadt Chandax (heutiges Heraklion) festlegten. Die inneren Bedingungen dieser Zeit sind nicht ganz genau beschrieben, aber die Forschungen scheinen auf ein gutes Profitieren der Insel, wegen dem Seehandel, Landwirtschaft und Piraterie.
Im Jahre 960 eroberte das Byzantinische Reich Kreta zurück unter seine Kontrolle, womit die „Zweite Byzantinische Periode“ begann.
Während dem 4. Kreuzzug im Jahre 1204 eroberten die Venezianer die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel und plünderten sie total, was eigentlich den Untergang des Byzantinischen Reiches bedeutete. Kreta wurde eine venezianische Kolonie, bekannt als das Königreich Candia, mit der Hauptstadt Candia (früher Chandax). Zu dieser Zeit war die Stadt Candia als die bestbefestigte Stadt des Mittelmeerraumes betrachtet.
Es blieben viele bekante historische Sehenswürdigkeiten aus der venezianischen Zeit bis heute erhalten, wie z.B. der alte Hafen in der Stadt Heraklion, die Festung Fortezza in der Stadt Rethymno oder die Festung Frangokastello in der gleichnamigen Stadt Frangokastello. Obwohl Kreta zu profitierenden Inseln gehörte, das einheimische Volk war unter den fremden Herrschern unzufrieden und nicht glücklich, was zu immer häufigeren Aufständen und Rebellionen führte, die noch größer wurden, als die Insel Kreta im Jahre 1669 unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches geriet.
Nachdem Kreta in die Hände von den Osmanen fiel, wurde zur neuen Hauptstadt der Insel die Stadt Chania erklärt. (und blieb Kretas Hauptstadt bis 1972). Diese Zeit war generell sehr schwer für die Kreter. Die Unterdrückung und Okkupationsbedingungen von den Türken gegen die Einheimischen stärkte ihren Ärger und Sehnsucht nach Unabhängigkeit. Die Volksaufstände wurde eine tägliche Realität. Ein bedeutendes Denkmal des kretischen Widerstands und Tapferkeit ist das Kloster Arkadi.
Kreta erlangte die Unabhängigkeit im Jahre 1898, wenn der kretische Staat entstand und im Dezember 1913 wurde die Insel offiziell ein Teil von Griechenland. Ab diesem Zeitpunkt können wir von der modernen Geschichte von Kreta reden.
Kreta war auch von den Kämpfen des 2. Weltkrieges, während ihrer Besatzung von den Nazis, schwer betroffen. 1941 griffen die deutschen Fallschirmtruppen strategische Plätze auf der Insel an, jedoch mussten sie sich einem starken Widerstand der Kreter stellen. Trotz großen Verlusten auf beiden Seiten eroberten die Deutschen die Insel und setzten sie für einige Jahre unter ihren Einfluss, der im Jahre 1944, wenn die Alliierten Kreta zurückeroberten, beendet wurde.
Heute ist Kreta eine der beliebtesten Urlaubsdestinationen der Welt. Außer schönen Stränden und kristallklarem Meer, die Besucher kommen auch um die kretische Kultur und Traditionen zu begegnen und die vielen historischen Sehenswürdigkeiten und Naturmonumente zu sehen. Tourismus gehört in die Hauptsphäre der Ökonomie auf der Insel, jedoch ist Kreta eine der wenigen griechischen Inseln, die nicht nur vom Tourismus abhängig sind, sondern auch von Landwirtschaft und Handel, die eine bedeutende Rolle in ihrer Ökonomie spielen.
Kreta ist ein wichtiger Teil von Griechenland und seit 1981 ein Land der Europäischen Union. Im Jahre 2001 wurde sie auch ein Mitgliedsstaat der Eurozone.