Geschichte der Insel Kreta
Die erste große Zivilisation, die die griechische Insel Kreta besiedelte, war die sogenannte minoische Zivilisation. Ihre Existenz geht auf die Bronzezeit zurück und stellt eine sehr wichtige Periode in der kretischen Geschichte dar, die mit König Minos und dem Bau großer Paläste verbunden ist. Die minoische Zivilisation wird als die älteste ihrer Art in Europa bezeichnet.
Die Insel Kreta war bereits in der Jungsteinzeit (etwa 6.000 v. Chr.) besiedelt, als Jäger und Sammler in Höhlen und später in einfachen Behausungen lebten und Vieh hielten. Die erste zusammenhängende und fortschrittliche Zivilisation, die einen bedeutenden Beitrag zur kretischen Geschichte leistete, war jedoch die sogenannte minoische Zivilisation.
Die ersten Vertreter der minoischen Kultur tauchen um 3000 v. Chr. auf Kreta auf. Es ist jedoch nicht ganz klar, woher sie nach Kreta kamen, denn die Ursprünge der minoischen Zivilisation sind immer noch Gegenstand wissenschaftlicher Debatten. Kreta befindet sich an einem sehr strategischen Ort, an dem sich drei Kulturen - die europäische, die asiatische und die afrikanische - treffen. Nach den neuesten Forschungsergebnissen auf der Grundlage von DNA-Analysen gibt es eine Übereinstimmung mit der damals in Europa lebenden Bevölkerung. Die Autoren dieser Studie neigen daher zu der Annahme, dass die minoische Zivilisation aus den Nachkommen der ersten Bauern bestand, die aus dem Nahen Osten auf die Insel kamen.
Der Name dieser Zivilisation geht auf den britischen Archäologen Sir Arthur Evans zurück, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Überreste des größten minoischen Palastes, Knossos, auf Kreta entdeckte. Er benannte dann die gesamte Zivilisation nach König Minos und dem mythischen Minotaurus, der in einem Labyrinth unter dem Palast gefangen sein sollte. Arthur Evans hat das Wort "minoisch" jedoch wahrscheinlich nicht erfunden, sondern die in Karl Hoecks "Das Minoische Kreta" (1825) verwendete Nomenklatur übernommen. Hier wird das Wort "minoisch" als Synonym für "altkretisch" verwendet.
Die minoische Zivilisation zeichnet sich durch den Bau riesiger Königspaläste aus, die als Zentren der Kultur, Macht und Religion der damaligen Zeit dienten und von denen aus die angrenzenden Gebiete zentral kontrolliert wurden. Die Minoer waren vor allem im Seehandel tätig und beherrschten bald fast den gesamten Mittelmeerraum in Bezug auf Wirtschaft und Macht. Sie beherrschten die Herstellung von Bronze, und die Verwendung dieser Legierung ermöglichte es ihnen, noch bessere Schiffe zu bauen.
Mit dem Handel verbreiteten sich auch die minoische Kultur und Kunst. Deutliche Spuren der minoischen Kultur finden sich zum Beispiel auf den Kykladen, auf Zypern, im alten Ägypten und in Kleinasien. Vor allem Ägypten hatte eine herausragende Stellung im kretischen Handelsnetz. Die Minoer beherrschten die Schrift, die sie vor allem für administrative und wirtschaftliche Zwecke (Aufzeichnung der landwirtschaftlichen Erträge, Umverteilung der Produktion usw.) nutzten. Die Schrift ist als Linear A bekannt, konnte aber noch nicht zuverlässig entziffert werden.
Die ersten großen Paläste stammen aus der Zeit ab 2 000 v. Chr. Auf Kreta standen vier große Paläste - der größte und bedeutendste ist der Palast von Knossos, gefolgt von den Palästen von Phaestos, Malia und Kato Zakros. Außerdem gab es noch mehrere kleinere Paläste, die über die ganze Insel verstreut waren. Jeder dieser Paläste ist in gewisser Weise einzigartig, doch lassen sich einige gemeinsame Elemente feststellen: große Eingangstore, mehrere Stockwerke, eine Reihe von Einzelgebäuden, die sich um einen zentralen Hof gruppieren, unzählige Räume, Heiligtümer, Lagerhäuser usw., die durch Gänge und Treppen miteinander verbunden sind. Ein weiteres charakteristisches Merkmal der minoischen Paläste ist die Tatsache, dass sie nicht befestigt waren. Wahrscheinlich, weil Kreta damals eine Seemacht war und es nicht für nötig hielt, sich vor feindlichen Angriffen zu schützen. Bei archäologischen Arbeiten wurden auch kleine Töpferwaren oder Schmuck gefunden.
Um 1700 v. Chr. wurde das Gebiet wahrscheinlich sofort von einer Reihe von Erdbeben heimgesucht, die die ersten großen Paläste und die angrenzenden Städte schwer beschädigten. Die Einwohner Kretas ließen sich jedoch nicht entmutigen und bauten anstelle der alten Paläste neue, aufwändigere. Die neuen Paläste verfügten über ein ausgeklügeltes Entwässerungssystem, die Treppen waren viel breiter, die Säle geräumiger, die Gebäude hatten auch eigene Höfe, es gab einzigartige königliche Räume, Zeremonienräume und Heiligtümer. Was diese neuen Paläste von den ersten unterscheidet, ist die Betonung der Innenausstattung und der Dekoration der Räume. So sind beispielsweise wunderschöne Wandfresken mit Szenen aus religiösen Zeremonien und dem Alltagsleben der Menschen, verschiedene Statuen und Schmuck erhalten geblieben.
Auch die umliegenden Städte erholten sich schnell und blühten auf, was vor allem auf den Aufschwung des Hafenhandels zurückzuführen war, denn das Leben der Städte spielte sich vor allem in den Häfen ab. Der Zeitraum von etwa 1700 v. Chr. bis etwa 1450 v. Chr. kann als das goldene Zeitalter der minoischen Zivilisation bezeichnet werden.
Der Niedergang der minoischen Städte kam um 1450 v. Chr., als Kreta von den Achäern vom griechischen Festland besetzt wurde. Auch der Ausbruch eines riesigen Vulkans auf der nahe gelegenen Insel Santorin hat das Leben der kretischen Bevölkerung stark beeinträchtigt. Es wurden nur kleine minoische Gebäude errichtet, und mit der Ankunft der Achäer entstanden neue Gebäude mit Elementen der so genannten mykenischen Kultur. Um 1425 v. Chr. werden, wahrscheinlich aufgrund von Erdbeben oder anderen Naturkatastrophen, auch die minoischen Paläste zerstört, und die minoische Zivilisation hört auf zu existieren.
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